Allgemein Inselstorys

Mallorca nostalgisch – mit dem „Roten Blitz“ durchs Tramuntanagebirge

Es ist mal wieder so weit: Ein neues Highlight des Monats wartet schon ungeduldig darauf, von Euch gelesen zu werden! Ich nehme Euch heute mit auf eine ganz besondere Reise, eine Zeitreise mit dem über 100 Jahre alten Bummelzug „Tren de Sóller“, von vielen auch liebevoll der „Rote Blitz“ genannt. Bitte alle einsteigen und Türen schließen!

Dank Jim Knopf und Lukas, dem Lokomotivführer, wissen wir: „Eine Zugfahrt, die ist lustig, eine Zugfahrt, die ist schön…“ Und dass dies nicht nur in Lummerland, sondern auch auf Mallorca so ist, kann ich Euch seit meiner Fahrt mit dem „Roten Blitz“ von Palma de Mallorca nach Sóller nur bestätigen!

Dabei hat die „lustige“ Zugfahrt eigentlich gar nicht so lustig angefangen: Als wir am Tag unseres geplanten Ausflugs morgens am Bahnhof der Eisenbahngesellschaft Ferrocarril de Sóller an der Plaça d’España ankommen, stehen die Leute schon bis auf die Straße für ein Ticket an. Und wir dachten, im April sei der Andrang noch nicht so groß wie in der Hochsaison. Aber Denken ist ja bekanntlich Glückssache…

Mit dem begehrten 10.40 Uhr-Zug kommen wir also nicht mehr mit, aber für die Fahrt um 13.30 Uhr gibt’s noch Tickets, erfahren wir, als wir nach einer halben Stunde Anstehen endlich den Kassenschalter erreichen. So bleibt uns jetzt noch genug Zeit für einen leckeren Café con leche in einem der vielen umliegenden Cafés. Aber zuerst schauen wir uns noch einmal in aller Ruhe den schmucken historischen Natursteinbahnhof mit seinen hübschen grünen Fensterläden an. Seit 1912 starten von hier aus die Pendelzüge ins Orangental von Sóller, erfahr ich über Wikipedia. Das Stationsgebäude und die 27 Kilometer lange Bahnstrecke sind erst vor Kurzem aufwendig restauriert worden, erfahren wir von einer älteren Dame, die mit uns auf einer schattigen Bank vor dem Bahnhofsgebäude sitzt und sich als Fleisch gewordener Baedeker entpuppt. Und so wissen wir schon ziemlich bald alles über den Tren de Sóller und seine lange Geschichte. Keine Angst, ich erspar Euch die Details …

Das laute Getute des heranratternden Zuges reißt mich aus meinem Dämmerschlaf, in den ich anscheinend nach der Dauerberieselung durch Frau Baedeker gefallen bin. Der Zug mit seinen holzverkleideten Waggons fährt langsam in den Bahnhof ein und erstrahlt in der grellen Mittagssonne leuchtend rot! Jetzt endlich verstehe ich auch den Spitznamen „Roter Blitz“!

Nach über zwei Stunden Wartezeit bin ich froh, dass es jetzt endlich losgeht. Der Bahnsteig ist inzwischen voller Touristen, die auch mitwollen. Kaum dass sich die Türen der Waggons öffnen, stürmt die Menge auch schon los. Es wird geschubst und gedrängelt, was das Zeug hält. Ein außenstehender Betrachter könnte fast meinen, es handele sich hier nicht um Touristen, sondern um Flüchtende, und dies sei der letzte Zug, der sie außer Landes bringen kann. Ja, ich weiß, diese weit verbreitete Urlauberhysterie  – vielleicht liegt’s ja an der Sonne?! – ist kein wirklich neues Phänomen. Und trotzdem ärgere ich mich jedes Mal wieder über diese „Hoppla, jetzt komm ich“-Mentalität vieler meiner Artgenossen.

Kaum zu glauben, aber wahr: Mit Ach und Krach ergattere ich einen der begehrten Fensterplätze. Ich habe mich noch gar nicht richtig hingesetzt, da geht die lustige Fahrt auch schon los. Und diesmal ist es wirklich lustig, wie sich diese nostalgische Schmalspurbahn ratternd, knatternd und laut tutend aus dem Bahnhof arbeitet. Man hat das Gefühl, sie schnaubt regelrecht vor Anstrengung… Im Zuckeltempo geht’s dann durch die Vororte der Stadt, vorbei an Wohnhäusern und Geschäften, bis wir Palma schließlich hinter uns lassen und stattdessen die ersten Getreidefelder und Obstbaumplantagen auftauchen. Herrlich, dieser Blick aus dem Fenster!

Eine Stunde dauert die abwechslungsreiche Fahrt. Auf seinen 27 Kilometern bis Sóller kämpft sich der Rote Blitz über Hochbrücken und durch sage und schreibe 13 Tunnel der Sierra de Tramuntana. Der längste von ihnen ist drei Kilometer!

Das Tramuntanagebirge ist durchquert und wir erreichen nun den Haltepunkt Mirador del Pujol des Banya mit atemberaubendem Panoramablick über die Dächer von Sóller. Knipps, knipps – schnell mache ich ein paar Fotos, denn der Zug gibt einen schrillen Pfeifton von sich und ruckelt schon wieder zur Weiterfahrt an. Ratternd geht’s nun die letzten Kilometer hinunter ins Orangental. Um 14.35  Uhr erreichen wir unser Ziel: den schmucken Bahnhof von Sóller.

 

Nun haben wir bis halb sieben Zeit, um uns in Sóller zu vergnügen. Und hierfür gibt’s wirklich jede Menge Möglichkeiten: Zum Beispiel in eines der hübschen Lokale einzukehren, die rund um die Kirche Sant Bartolomeu an der Plaça de la Constitució gelegen sind. Oder mit dem „Orangenexpress“, einer ebenfalls nostalgischen Straßenbahn, durch das „goldene“ Orangental, das Vall d’Or, weiter bis nach Port de Sóller zu fahren. Oder das Museum im Bahnhof von Sóller zu besuchen, das Werke von Miró und Picasso beherbergt. Oder, oder, oder…

Ich könnte noch stundenlang weiter davon schwärmen, wie toll dieser Ausflug mit dem Roten Blitz war, tue ich aber nicht. Steigt einfach selber ein, wenn Ihr das nächste Mal auf Mallorca seid!

 

 

Infobox:

Hier findet Ihr nützliche Informationen zum Tren de Sóller:

http://trendesoller.com/de/

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