Es ist so weit, meine lieben VIVA MALLORCA Freundinnen und Freunde: Nach krankheitsbedingter Zwangspause kehre ich endlich wieder zurück auf den Blog. Gerade noch rechtzeitig, um Euch für die anstehenden Herbstferien mit neuem „Stoff“ zu versorgen…
[Werbung ohne Auftrag] „Es war einmal …“ So beginnen eigentlich nur Märchen. Oder aber Geschichten, die wie ein Märchen klingen. Wie die der Familie Cerdà aus Pollença, die sich seit nunmehr drei Generationen der Kunst des Besenmachens verschrieben hat. Einem Handwerk, das wie das Töpfern oder Korbflechten einst zu den traditionellen Manufakturen der Insel zählte.
Familienunternehmen in dritter Generation
Neugierig geworden auf den letzten noch lebenden Besenmacher Mallorcas? Dann kommt doch einfach mit, wenn ich Juanjo Cerdà einen Besuch abstatte…
In einer ruhigen Seitenstraße, abseits vom üblichen Touristentrubel Pollenças, liegt etwas versteckt das Geschäft der Familie Cerdà: „Can Corretja“. Was auf Katalanisch skurrilerweise so viel wie „Haus Gürtel“ bedeutet, obwohl es hier keinen einzigen Gürtel zu kaufen gibt. Doch dazu später mehr …

Schon beim Öffnen der Tür begrüßt mich ein durchdringender, leicht herber Geruch, der wohl der jahrzehntelangen Verarbeitung von Schilfrohr zu Besenstielen geschuldet ist. Im Ladeninneren fällt mein Blick direkt auf ein Sammelsurium von Besen: von klassischen zum Kehren über Handfeger bis hin zu ganz kleinen Exemplaren, die an Staubwedel erinnern. Dazu füllen unterschiedlich gestaltete Korbtaschen den Verkaufsraum. Dicht an dicht reihen sie sich rechts und links die Wand entlang und verströmen einen angenehmen Palmwedel-Duft, der den vorherrschenden Geruch des Schilfrohrs etwas abmildert.
Den Rest des Raums zieren allerlei kurios anmutende Instrumente, die ich an der Wirkungsstätte eines Besenmachers eher nicht vermutet hätte… Noch ehe ich ins Sinnieren verfallen kann, holt mich eine Stimme zurück ins Hier und Jetzt. Sie gehört dem Hausherrn Juanjo Cerdà, der mich mit einem freundlichen „Bienvenido“ willkommen heißt.

Ohne große Umschweife gestehe ich Cerdà den eigentlichen Grund meines Besuchs: Dass ich gern auf meinem Blog über ihn und seine Arbeit als letzter Besenmacher Mallorcas schreiben möchte. Sichtlich erfreut über mein Interesse an ihm und der Geschichte seiner Familie, kommen wir schnell ins Plaudern. So erfahre ich, dass er die Werkstatt zwar erst vor zwei Jahren offiziell von seinem Vater Jose übernommen hat, aber eigentlich schon, solange er denken kann, hier wirkt. Schmunzelnd erklärt der 48-Jährige, quasi in der Werkstatt aufgewachsen zu sein. Von Kindesbeinen an hat er seinem Vater bei der Arbeit über die Schulter geschaut, ihn beim Sammeln des Schilfrohrs begleitet und später als Teenager auch schon in der Produktion mitgeholfen. So wie fast alle in der Familie – denn schließlich sei man ja ein Familienbetrieb!
Deshalb stand es für Juanjo Cerdà auch nie zur Debatte, das Unternehmen aufzugeben und etwas anderes zu machen, nachdem sich sein Vater 2023 zur Ruhe gesetzt hat. Ganz im Gegenteil: Cerdà ist stolz auf die lange Besenmacher-Tradition seiner Familie und möchte diese solange wie möglich am Leben halten. Denn nach ihm wird es auf der Insel wohl keinen mehr geben, der sein Handwerk noch beherrscht!
Can Corretja – Besen und noch viel mehr
Wirtschaftlich gesehen, spielen allerdings heutzutage nicht mehr die Besen, sondern Körbe die führende Rolle im Leben des 48-Jährigen. Eine eigene Korbproduktion hat Cerdà zwar nicht, dafür kreiert er aber gewissermaßen seine eigenen Kreationen, indem er die gekauften Körbe mit mallorquinischem Zungenstoff, speziellen Henkeln oder Verschlüssen versieht. Seine vor allem bei Touristen sehr beliebten Korbwaren verkauft er nicht nur bei „Can Corretja“, sondern auch auf dem Wochenmarkt in Pollença. Genauso wie seine recht speziellen Musikinstrumente, die er aus Schilfrohrresten und Kürbissen herstellt. So wie die kleinen Pfeifen etwa, die täuschend echt das Gezwitscher von Vögeln nachahmen. Ein ideales Mitbringsel für Kinder jeden Alters, wie ich Euch aus eigener Erfahrung sagen kann.

Wer jetzt Lust bekommen hat, einmal selbst einzutauchen in die wunderbare Welt des Juanjo Cerdà, dem sei von mir ein Besuch bei Can Corretja in Pollença wärmstens empfohlen. Es lohnt sich. Versprochen!
Ach, fasst hätt’ ich’s vergessen: Warum heißt Can Corretja eigentlich Can Corretja, also „Haus Gürtel“, wenn’s hier doch eigentlich um Besen geht? Ganz einfach: Weil Familie Cerdà aus unerfindlichen Gründen seit jeher von allen im Ort nur „die Gürtels“ genannt wird. ;-))
In diesem Sinne, viel Spaß bei und mit Mallorcas letztem Besenmacher!
Eure Karin
Infobox
Can Corretja
Carrer del Pont Romà, 8
Pollença
Tel. +34 649 437 281
Öffnungszeiten
Mo. – Sa. 10.00 bis 13.30 Uhr
17.00 bis 20.00 Uhr
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