Bon día, meine lieben VIVA MALLORCA! Freunde:innen! Da bin ich wieder, frisch zurück aus Mallorca, mit einem Koffer voller neuer Inselgeschichten – von romantisch bis abenteuerlich! Beginnen wir heute doch einfach mal mit der abenteuerlichen …
Eines muss ich gleich gestehen: ich bin nicht wirklich Team „Abenteurer“. Das Leben ist – gerade in Zeiten wie diesen – wirklich schon aufregend genug. Weshalb ich im Urlaub auch eher auf Entschleunigung als auf Adrenalin-Kicks stehe! Doch manchmal macht einem das Schicksal eben einen dicken fetten Strich durch die Rechnung; so wie mir und meinem Mann vor zwei Wochen, als wir auf Mallorca zu Abenteurern wider Willen wurden. Und das ging so…
Sonntag, 28. März, unser zweiter Urlaubstag. Endlich soll es mal wieder auf einen Roadtrip über die Insel gehen, inklusive Wanderung von der Cala Mitjana zum Torre d’Aubarca. Dafür geht’s mit unserem Mietwagen, einem flotten nigelnagelneuen Skoda Scala, der bei Abholung am Flughafen Palma gerade mal 14 KM auf dem Tacho hat, in den Insel-Nordosten. Via MA-15 bahnen wir uns gut gelaunt den Weg Richtung Artà. Vorbei an blühenden Landschaften, weidende Schafherden und kleinen verträumten Orten – Mallorca wie aus dem Bilderbuch!
Mallorca-Roadtrip der etwas anderen Art
In Artá angekommen, biegen wir in den Cami des Racó. Eine kleine Landstraße, die uns die letzten 11 Kilometer bis zum Ziel, der Cala Mitjana, führen soll. Fern der Zivilisation schlängelt sich die kurvenreiche Strecke mitten durch die Abgeschiedenheit des Naturparks Sa Duaia– weit und breit keine Menschenseele. Nur hin und wieder kreuzt ein entgegenkommendes Fahrzeug unseren Weg. Robinson Crusoe-Feeling macht sich breit. Herrlich, denke ich bei mir, als plötzlich ein schriller Warnton aus dem Cockpit des Skoda kommt. Synchron dazu erscheint auf dem Fahrzeug-Display die Meldung „Druckverlust Reifen vorne rechts!“ – „Shit“, höre ich meinen Mann sagen, „das fühlt sich irgendwie nach Platten an!“
Mist. Wir müssen anhalten, aber wo? An der eng begrenzten Straße gibt es keine Chance irgendwo rechts ranzufahren. Im Schneckentempo rollen wir eiernd weiter, bis endlich eine Haltemöglichkeit kommt… Motor aus und jetzt erst mal tief durchatmen!
Nach dem Aussteigen gibt es keinen Zweifel mehr: Wir haben einen Vollplatten! – Okay, jammern hilft da auch nicht – dann müssen wir eben den Reifen wechseln…
Tja, wenn es denn einen Ersatzreifen gegeben hätte. Doch im Kofferraum, wo man diesen normalerweise vermutet, stoßen wir nur auf ein Warndreieck und zwei quietschgelbe Warnwesten – sonst nichts! Na prima!
Okay, dann eben Plan B: Die Notruf-Nummer des Autovermieters anrufen. Im Handschuhfach liegt ein entsprechender Zettel mit einer Unfall-Check-Liste und Notfall-Nummern.
Die Nummer der Pannen-Hotline ist schnell gefunden und gewählt … Tuut-tuut-tuut!
Der Anruf kann nicht aufgebaut werden: WIR HABEN KEIN NETZ!!!
Ich merke, wie sich mein Puls schlagartig beschleunigt. Ist das vielleicht alles nur ein Alptraum, und ich wache gleich auf, oder passiert das hier gerade wirklich?!?
Ja, es passiert wirklich: Sonntagmittag, irgendwo im Nirgendwo auf Mallorca – mit einem fahruntüchtigen Auto und keiner Möglichkeit, einen Notruf abzusetzen…
Zwei Mallorquiner als Retter in der Not
Auf einmal habe ich ein Déjà-vu. Erinnerungen werden wach – an Frankreich 1986, irgendwo in den Pyrenäen: Panne mit meinem alten 2 CV, im Volksmund besser bekannt als „Ente“. In Mobiltelefon-losen Zeiten wie damals stellte sich einem erst gar nicht die Frage: Was tue ich jetzt bloß ohne Netzempfang? Nein, vor 30 Jahren war man noch pragmatisch und ist einfach losmarschiert… oder hat sich mit dem Daumen nach oben an den Straßenrand gestellt in der Hoffnung, von nächsten vorbeikommenden Auto mitgenommen zu werden.
Na dann: Back to the roots, laufen wir eben wieder, so wie damals in den Pyrenäen. Leider können wir jetzt keine Rücksicht mehr auf die gut gemeinte Anweisung des Autovermieters nehmen, die da lautet: „Bleiben Sie bei einer Panne beim Fahrzeug. Lassen Sie es nicht unbeaufsichtigt zurück!“ – Haha!! Schnell schnappen wir unsere Siebensachen und machen uns auf den Weg zurück nach Artà. Gut, dass wir ausgerechnet heute unsere Wanderschuhe dabeihaben. Die sind jetzt goldwert.
Immer noch auf Empfang hoffend, tappen wir à la ET mit gen Himmel gestrecktem Smartphone den sonnenbeschienenen Cami des Racó entlang. Irgendwann erreichen wir dann einen kleinen Parkplatz mit großer Hinweistafel. Jetzt wissen wir zumindest schon mal, wo wir sind: am Coll des Racó! Hier führt auch der Wanderweg GR 222 zur Cala Torta vorbei. Das macht Hoffnung, vielleicht doch bald auf irgendeine Menschenseele zu treffen…
Während ich auf einem Felsbrocken sitzend gerade meine müden Knochen ausstrecke, ruft mein Mann: „Hey, wir haben wieder Empfang!“ – YIPPIE!!! Sofort wird völlig hektisch die Notrufnummer des Autovermieters gewählt. „Diese Hotline ist nur von Montag bis Freitag erreichbar“, tönt es kurz darauf in Spanisch aus dem Lautsprecher. So eine Schei…!
Wie Rumpelstilzchen stapfe ich laut fluchend immer im Kreis über den staubigen Parkplatz. Bis ein ankommendes Auto langsam auf mich zurollt. Oh, mein Gott – Rettung naht!
Ein junges Pärchen, etwa Mitte zwanzig, steigt mit seinem kleinen Hund aus dem Wagen. Ich fackele nicht lange, steuere direkt auf sie zu und versuche mich auf Spanisch: „Bon día, me puede ayudar?“ – Was so viel heißen soll wie „Guten Tag, können Sie mir helfen?“
Als wäre es das Normalste von der Welt, nicken beide sofort synchron und wollen wissen, was uns passiert ist…
Das sind genau die Momente im Leben, bei denen ich immer mit den Tränen kämpfen muss: Wenn wildfremde Menschen sofort bereit sind, einem zu helfen. Einfach wundervoll und gerade auf Mallorca keine Seltenheit, wie ich in den vergangenen Jahren immer wieder festgestellt habe!
Kurz und gut: Diesen beiden herzensguten Mallorquinern haben wir es zu verdanken, dass nach mehreren Telefonaten endlich ein Abschleppwagen organisiert werden konnte. Muchas gracias an dieser Stelle an unsere Helden des Tages, nach deren Namen wir vor lauter Aufregung ganz vergessen haben zu fragen. Nur den der kleinen Ratero-Hündin weiß ich noch: Sie hieß Lluna!
Als der Abschlepp-Unternehmer schließlich unseren Wagen abholt, darf er uns leider nicht mitnehmen. So müssen wir die letzten vier Kilometer bis nach Artà dann doch noch zu Fuß gehen. An der Tankstelle im Ort bestellen wir uns ein Taxi und fahren zum Airport Palma, wo wir endlich von der zuständigen Mietwagen-Firma – die ich hier ganz bewusst nicht nenne, da sie keine Werbung verdient hat!!! – einen Ersatzwagen bekommen.
Reifenpanne-Abenteuer mit Happy End
Alles in allem hat uns dieses kleine Abenteuer schlappe fünf Stunden, viel Nerven und 100 Euro für die Rückfahrt zum Flughafen gekostet!
Doch sehen wir das Ganze einfach positiv: So konnte ich Euch letztendlich hier mal was richtig Spannendes berichten, oder?!
Nach dieser abenteuerlichen Geschichte erwartet Euch auf dem Blog demnächst eine super kulinarische! Es wird richtig lecker, versprochen ;-))
In diesem Sinne freue ich mich,
wenn Du bald wieder bei mir vorbeischaust
Bis dahin sage ich wie immer:
¡Hasta pronto!
Eure Karin
4 Kommentare
Cardrive555
25. August 2021 at 15:05Danke für diesen wirklich tollen Beitrag, er ist sehr gut und auch mitreissend geschrieben. Sowas kann wirklich keiner im Auslandsurlaub gebrauchen, der Mietwagen oder Miettransporter mit Panne mitten im Nirgendwo.
Karin van Essen
25. August 2021 at 21:21Lieben Dank für das Kompliment! Ich wünsche es wirklich keinem, so was erleben zu müssen – auch wenn es zum Glück noch gut ausgegangen ist. Gruß aus Hamburg! Karin
Lucy
5. Juni 2022 at 17:02Lieben Dank für die Teilhabe an dieser abenteuerlichen Reifenpannen-Geschichte! Sehr ärgerlich, dass bei Mietwagen nicht darauf geachtet wird, einen Ersatzreifen mitzugeben. Auch, wenn keine Pflicht dafür besteht, ist es doch dringend ratsam. Die Lektion habe ich nämlich gelernt, als auch ich kürzlich eine Reifenpanne aufgrund einer Schraube auf der Straße hatte.
Karin van Essen
6. Juni 2022 at 13:34Hola liebe Lucy! Danke für Deinen Kommentar, der meine Negativ-Erfahrung nur noch mal bestätigt. Bei den Preisen, die auf Mallorca für Mietwagen aufgerufen werden, sollte zumindest ein sogenanntes Notrad im Auto vorhanden sein. Doch dem ist leider nicht so. Aus welchen Gründen auch immer …
Beste Grüße! Karin