Inselstorys Palma

Ab nach Palma – Corona zum Trotz

Danke, liebe VIVA MALLORCA! Freunde, fürs Warten! Heute geht’s hier weiter mit meinem Erfahrungsbericht – der davon erzählt, wie es sich anfühlt, in Zeiten wie diesen in der Inselmetropole unterwegs zu sein…

Heute ist es genau zwei Wochen her, dass ich Hals über Kopf nach Palma de Mallorca geflogen bin, um meiner zweiten Heimatstadt, wenn auch nur für zwei Tage – endlich wieder nah sein zu können und zu erfahren, wie es den Menschen dort geht…

Denn es ist besser, mit den eigenen Augen zu sehen als mit fremden”

Martin Luther

Ehrlich gesagt, konnte ich mir nicht so wirklich vorstellen, was mich erwarten würde. Klar, hatte ich eine gewisse Vorstellung – gespeist durch die täglichen Berichte in der Presse, durch Posts auf Instagram und persönliche Kontakte vor Ort. Doch das ist immer noch etwas anderes, als Dinge mit eigenen Augen zu sehen!

Am Taxistand vor dem Flughafen warten an diesem Morgen nur wenige Wagen auf Kundschaft. Der junge Mann, zu dem ich ins Taxi steige, hat sichtlich gute Laune. Kein Wunder, er hat ja auch gerade einen Fahrgast ergattert ;-)) 

Ich nenne ihm meine Adresse – und schon geht’s über die Flughafenautobahn in Richtung Palma. Zehn Minuten später stehe ich zu Hause im Wohnzimmer und freue mich über den so vertrauten Blick auf den kleinen Hafen von Porto Pi und die Bucht von Palma. In diesem Moment fällt es mir schwer zu glauben, dass Corona wirklich existiert – zu schön und friedlich wirkt alles von hier oben aus betrachtet…

Der Blick aus dem Fenster – lässt mich Corona vergessen

Doch noch während ich dies denke, fällt mein Blick auf den nahe gelegenen Kreuzfahrtterminal: Dort, wo sich normalerweise jetzt mindestens drei bis vier Ozeanriesen täglich tummeln müssten, ist kein einziges Schiff in Sicht! Schmerzlich wird mir die Existenz von Corona wieder bewusst, die sich selbst am Himmel ablesen lässt: Konnte ich früher von meinem Wohnzimmer aus den Fliegern im Minutentakt beim Landeanflug zuschauen, so ist jetzt keine einzige Maschine zu sehen!

Busfahren – auch in Zeiten von Corona

In Palma bin ich gern und viel mit dem Bus unterwegs – so auch heute. Corona hin oder her, ich bleibe dem städtischen Busunternehmen EMT treu und fahre mit der Linie 4 in die Innenstadt. Bei fast 30 Grad Außentemperatur ist es im nicht klimatisierten und gut besetzten Bus recht stickig. Kaum Fahrgäste sitzen direkt nebeneinander, die meisten versuchen durch Freilassen des Nachbarsitzes Abstand zu halten. Für mich ist nur  noch ein Stehplatz im Gang frei, und so bin ich froh, nach einer Viertelstunde am Passeig de Mallorca wieder aussteigen zu können…

Im Vergleich zu meinem letzten Aufenthalt im Juli hat sich hier, im Herzen Palmas, auf den ersten Blick nicht viel verändert: Weiterhin tragen alle auch im Freien Maske! 
Ich schlendere am Torrent de Sa Riera entlang und bin erstaunt, wie gut besucht die vielen Restaurants, Bars und Cafés am Passeig de Mallorca sind … Touristen? – Nein! Der Sprache nach handelt es sich eindeutig um Einheimische, die hier wohl gerade ihre Mittagspause verbringen. 

Palma 2020 – eine Stadt im Umbruch

Um die Ecke, in der Jaume III, eine der Top-Einkaufsstraßen Palmas, ist es für Freitagmittag ungewöhnlich ruhig; die meisten Geschäfte haben zwar geöffnet, sind aber gähnend leer.

Leer gefegt – die Avenida Jaume III

Szenenwechsel: Nur wenige Hundert Meter entfernt, am Museum Es Baluard, ein völlig anderes Bild als eben noch am Passeig de Mallorca: Kein einziger Mensch weit und breit auf dem in Vor-Corona-Zeiten stets gut besuchten Museumsvorplatz. Im angrenzenden Restaurant sitzen jetzt, zur besten Mittagszeit, an den stilvoll gedeckten Tischen gerade mal acht Personen; an der Lounge-Bar im Außenbereich sind es sechs…
Auf den Schock muss ich erst mal was trinken! 

Bar mit Ausblick – doch leider ohne Gäste

Ein Kellner empfängt mich am Empfangstresen und besprüht meine Hände mit einem Desinfektionsspray. Erst dann gibt er den Weg auf die Terrasse frei und deutet mit seiner Hand auf alle umliegenden Tische, was so viel wie freie Platzauswahl bedeutet. Mein Stammplatz, direkt vorne an Palmas alter Stadtmauer mit Blick auf den Hafen und die Kathedrale, ist heute auch frei – genau wie alle übrigen Plätze  :-((

Während ich ein kühles frisch gezapftes Cerveza genieße, nimmt unweit von mir ein junges Pärchen Platz. Eindeutig Touristen, wie der Reiseführer in ihrer Hand verrät. Und, wie sich schnell herausstellt, nicht vertraut mit den derzeit auf Mallorca geltenden Corona-Regeln … denn plötzlich halten beide eine Zigarette in der Hand – zum Anzünden kommen sie allerdings nicht mehr. Ein herbeistürzender Kellner versucht ihnen auf Englisch zu erklären, dass im Freien nicht mehr geraucht werden darf. Ungläubig schauen sich die beiden an, stehen auf und gehen … Willkommen in Palma zu Zeiten von Corona!

Szenenwechsel: Auf dem Heimweg komme ich an Palmas In-Viertel Santa Catalina vorbei – inzwischen ist es kurz vor sechs. Das übliche Freitagabend-Partyvolk trifft sich gerade oder sitzt auch schon vor den angesagten Szene-Hotspots. Für einen kurzen Moment könnte man bei diesem Anblick glauben, Corona sei nur eine Fata Morgana…   

Doch Santa Catalina steht nun mal nicht exemplarisch für Palma. In der Stadt selber sieht es – wie inselweit – für die Gastronomie alles andere als rosig aus. Selbst so beliebte und einst profitable Locations wie das „Boat House“ oder der „Mercat 1930“ am Paseo Maritimo haben coronabedingt geschlossen. Die Reihe der Lokale, die schon in die Winterpause gegangen sind oder erst gar nicht wieder geöffnet hatten, ließe sich hier endlos fortsetzen…

Was sich noch am selben Tag bestätigt, als ich abends in Cala Major bei unserem Lieblings-Thailänder „Maothai“ vorbeischaue: Ein großes CERRADO/GESCHLOSSEN-Schild hängt nun auch dort im Fenster… 

Samstag, 12. 9. – Tag zwei in Palma beginnt

Die Erlebnisse des gestrigen Tages haben mir eine unruhige Nacht beschert. Getreu dem Motto „Life is better at the Beach“ steht deshalb heute ein Relaxtag in Illetes an. Wie immer geht’s zu meiner Lieblingsbucht, der Cala Comtesa. 

Die Badetasche steht schon seit gestern Abend gepackt im Flur. Denn bereits während unseres Urlaubs im Juli war es so, dass die kleine Bucht meist schon gegen Mittag von der Guardia Civil abgesperrt wurde! Weil mit zunehmender Besucherzahl der vorgegebene Sicherheitsabstand von 1,50 Meter nicht mehr eingehalten werden kann.  Also heißt es: möglichst früh da sein!

Cala Comtesa – mein Sehnsuchts- und Zufluchtsort

Um halb elf breite ich dort an diesem herrlich sonnigen Septembermorgen mein Badelaken aus. Am Strand von der Maskenpflicht befreit, kann ich nun endlich wieder frei durchatmen. Und für ein paar Stunden ist Corona plötzlich ganz weit weg – und das ist auch gut so!

Als ich die Cala Comtesa Stunden später wieder verlasse, sind die Zufahrt sowie alle Zuwege zur Bucht wie schon vermutet gesperrt – Willkommen in Zeiten von Corona!

Gesperrte Strände – in Corona-Zeiten keine Seltenheit

Den Rest des Tages verbringe ich mit Freunden, die schon lange auf der Insel leben, und kein Hehl daraus machen, dass sie sich große Sorgen um Mallorcas Zukunft machen. So wie jetzt haben sie die Insel noch nie erlebt – und die Einschläge kommen näher: inzwischen kennt man auch im persönlichen Umfeld erste Betroffene, die durch Corona ihren Job verloren haben oder davon bedroht sind. Überall herrsche derzeit Ratlosigkeit, erzählt man mir, und Angst!

Man selber meide jetzt größere Zusammenkünfte und fahre nur noch selten ins Zentrum von Palma – vor allem seit die Zahl der Neuinfizierten rasant angestiegen ist!

Das Leben habe sich total verändert, wird mir berichtet, und vor allem ältere Menschen drohen zu vereinsamen. Treffen in sogenannten Rentnerclubs ist seit Ende August inselweit verboten. Viele Großeltern müssen auch auf regelmäßigen Besuch ihrer Enkelkinder, die noch in die Kita oder zur Schule gehen, verzichten – wegen der erhöhten Ansteckungsgefahr … Willkommen in Zeiten von Corona!

Wir diskutieren an diesem Tag noch lange über Corona – über die Restriktionen, über mögliche wirtschaftliche Alternativen zum Tourismus, darüber, was uns im bevorstehenden Herbst wohl erwartet und über das, was wir uns alle am meisten wünschen: 

Dass Covid-19 bald aus unser aller Leben verschwinden möge und wir uns endlich wieder in die Arme fallen können, so wie früher! 

Mit diesem sehnsüchtigen Wunsch im Gepäck steige ich am Tag darauf in den Flieger nach Hamburg … Adios, Palma! Hasta pronto!

¡Hasta pronto, Mallorca! – Wir sehen uns wieder!

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